1.400 Kilometer auf thailändische Straßen, 20 Stunden Fahrzeit, fragwürdige Raststätten-Klos, korrupte Grenzbeamte und 48 Stunden auf Achse. All das für einen lausigen Aufkleber und Stempel im Reisepass, das war mein Visarun nach Penang!
Ich bin dabei meine Vorhaben für dieses Jahr in Thailand umzusetzen und dazu gehört auch das Erlernen der thailändischen Sprache an einer Sprachschule. Inzwischen habe ich mich bei der Kathu Language School angemeldet und hatte bereits erste Unterrichtsstunden. Voraussetzung dafür ist der Erwerb des Bildungsvisums für Thailand, das ED-Visa.
Schlaue Köpfe haben sich überlegt, dass man so ein Bildungsvisum für Thailand nur im Ausland beantragen kann. Da mein Touristenvisum vor wenigen Wochen auslief und ich dieses bereits um die möglichen 30 Tage verlängert hatte, musste ich aber ohnehin das Land verlassen. Die Unterlagen für den Antrag auf die Erteilung des Bildungsvisums habe ich von der Sprachschule erhalten. Diese hat mir auch KBV als Unternehmen für den Visarun von Phuket nach Penang empfohlen. Die Botschaft in Penang erteilt so ziemlich jedes Visum und man hört und liest überall, dass Penang für den Visarun am besten geeignet ist.
Da die Informationen auf der Homepage des Anbieters (KBV Visarun) alles andere als aktuell sind, schildere ich dir hier zunächst grob den Ablauf:
- Abholung am Hotel bzw. vereinbarten Treffpunkt zwischen 20-23 Uhr
- Ankunft an der thailändisch-malaysischen Grenze gegen 5 Uhr
- Check-In im Hotel in Penang gegen 10 Uhr
- Check-Out gegen 12 Uhr am Folgetag
- Gemeinsames Abendessen in einem Restaurant
- Ankunft in Phuket gegen 22-23 Uhr
Abholung
Am Tag der Abholung meldet sich der Fahrer einige Stunden vor Abreise und teilt die genaue Abholzeit mit. In meinem Fall war es gegen 20 Uhr in Kathu. Pünktlich ging es nach der Zahlung von 4.000 Baht für den Visarun los um den Rest einzusammeln. Da wir ausgebucht waren, dauerte das entsprechend lang und die letzten „Passagiere“ sollten gegen 22:30 Uhr zugestiegen sein. Es gab eine kleine Flasche Wasser für die Nacht.
Fahrt nach Malaysia
Auf der Homepage und in Flyern werden die hochmodernen Minibusse von KBV angepriesen mit Soundsystem, DVD-Player etc. In der Realität sind die Busse aber abgewirtschaftet, einige Sitze beschädigt und der Monitor im Innenraum ist Dekoration. All das ist aber halb so wild, denn die Nacht über kann und sollte man schlafen. Besonders gut geht es, wenn man sich für einen Sitzplatz in der letzten Reihe entscheidet (Die Sitze lassen sich bis zu 40 Grad nach Hinten neigen), oder besser gesagt in der guten Position ist, einen Platz wählen zu können. Teilweise fällt das Schlafen aber aufgrund der thailändischen Straßen und der damit holprigen Fahrt und dem abenteuerlichen Fahrstil aber schwer.
Der Fahrer macht auf dem Weg genug Pausen. Man kann sich an den Raststätten mit Getränken und Snacks versorgen. Die Hygiene der Toiletten ist teilweise sehr fragwürdig. Es gab aber auch saubere WC´s auf dem Weg.
Thailändisch-Malaysische Grenze
Das war wohl der nervigste Part der ganzen „Reise“. Gegen 4:30 Ankunft an der thailändisch-malaysischen Grenze. Wie Vieh warteten wir vor dem Zaun um zu den Schaltern hereingelassen zu werden. Der Anblick war für die thailändischen Grenzbeamten wohl so spektakulär, dass sie vor der Menge in Posten Fotos machten. Ganz ehrlich, ich hätte ihnen am liebsten einen gewaltigen Arschtritt verpasst…
Gegen 5 Uhr ging es dann los und schnell bildeten sich lange Schlangen. Die erfahrenen Grenzgänger rannten und wurden so als erste „bedient“. Die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme erschließt sich mir aber bis heute nicht, denn immerhin muss man ohnehin am Ende auf alle Grenzgänger warten, damit der Bus weiterfahren kann.
Dann ging es direkt weiter zum Checkpoint in Malaysia, wo ich schnell und unkompliziert das Visa-on-Arrival erhielt. Mit dem frischen Visum im Pass wechselten wir in einen anderen Bus und fuhren weiter nach Penang. Der neue Fahrer war eine Katastrophe. Mehrfach bei voller Fahrt auf dem Highway den Rückwärtsgang reingelegt und gleich beim Start die Heckklappe eines anderes Busses gerammt. Das kann ja eine lustige Fahrt werden, hatte ich mir gedacht…
Ankunft am Banana Boutique Hotel
Endlich da, jetzt frühstücken, eine heiße Dusche nehmen und liegend Schlafen! Weit gefehlt, denn zuvor geht es darum die Formalitäten für das Visum zu erledigen. Dazu gehört das Ausfüllen des Antrags, die Abgabe von Reisepass + ggf. zusätzlicher Antragsdokumente und die Bezahlung des „Agenten“. Mach dir keine Sorgen! Ich war zunächst auch sehr verunsichert und wollte meinen Reisepass nicht einer fremden Person überlassen. Doch dieser Vorgang wird seit Jahren tausendfach praktiziert und funktioniert zuverlässig. Das Gute daran ist, du hat den ganzen Tag über Freizeit, kannst Penang erkunden oder einfach im Hotel ausspannen.
Das Banana Boutique Hotel ist zweckmäßig. Erfreulich war die Badewanne zum Entspannen. Das Essen ist einfach aber vielseitig. (All you can eat)
Abreise am Folgetag
Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück gegen 13:00 los zurück nach Thailand. Zuvor werden noch die fertigen Reisepässe auf dem Tisch verteilt und man kann sein neues Visum, für das man diese irrsinnige Tortur mitmachen muss, bestaunen.
Korruption in Thailand
Auf der Hinfahrt hatte ich bereits schon bei einigen Situationen mitbekommen, dass viele meiner Mitreisenden deutlich länger als erlaubt in Thailand waren. Der Rekord lag bei 3 Monaten. Ich dachte bisher immer, bei so langer Zeit wird man direkt verhaftet, eingebuchtet und schnellstmöglich nach Hause geschickt. An der thailändisch-malaysischen Grenzen läuft das allerdings anders.
Kurz vorm Erreichen der Grenze teilte uns der Fahrer bereits mit, dass wir 200 Baht für den netten Grenzbeamten am Thai-Checkpoint in den Pass legen sollten. Ich war mir sehr unsicher, ob ich das machen will und grübelte daher eine ganze Zeit herum. Zeit hatte ich genug, denn das Warten hat mindestens 2 Stunden gedauert. Ein unglaubliche Masse von Menschen und eine Handvoll Grenzbeamte! Wir wurden schön in eine Reihe gestellt, damit auch immer der selbe Beamte geschmiert wurde.
Man stelle sich vor! 200 Baht pro Nase, 100 Menschen am Tag. Das macht einen Tagesverdienst von 20.000 Baht!!!
Kurz bevor ich an der Reihe war, ging mein Herzschlag schon ein ganzes Stück schneller. Ich hatte mich entschieden der Fratze in ihrem Glaskasten keine 200 Baht zu geben und dieses Treiben zu unterstützen.
Recht schnell gab man mir zu verstehen, dass ich den Einreisestempel auf meinem Visum nicht bekommen werde, da ich bereits zuvor ein Touristenvisum hatte. Was für ein Unsinn! Schließlich blieb mir nichts übrig als die 200 Baht für den Notfall in meiner Tasche zu greifen und sie ihm zuzustecken.
Es gibt viele Menschen, für die die Korruption die Rettung ist oder überhaupt ein Weg, noch weiter in Thailand sein zu dürfen und ein weiteres Visum zu erhalten. Ich persönlich finde dieses Treiben aber zum Kotzen, weiß aber auch, dass ich es als Gast hinzunehmen habe und die Uhren in Thailand anders ticken. Nur werde ich mich niemals daran gewöhnen.
Rückfahrt nach Phuket
Nachdem auch das überstanden war, wechselten wir zurück in den Minibus von der Hinfahrt und fuhren zurück nach Phuket, wo ich gegen 23 Uhr in Kathu eintraf.
Ich hoffe, mein kleiner Erfahrungsbericht hat dir einen Eindruck von so einem Visarun vermittelt und die ein oder andere offene Frage beantwortet. Es ist sehr anstrengend aber eben manchmal unumgänglich und rückblickend war es auch halb so wild.
Hast du schon einen Visarun nach Penang oder in ein anderes Nachbarland gemacht? Mit welchem Unternehmen? Wie waren deine Erfahrungen?